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Mit dem Rucksack auf Reise um die Welt

San Cristobal and Palenque: Willkommen in Chiapas

Erst der Halt im kleinen Städtchen Palenque, bei welchem wir wohl viel zu viel für einen Guide bezahlten und es trotzdem gut war. Eine 6-stündige Colectivo Fahrt durchs Hochland nach San Cristobal, wo wir uns erst mal ein Temperaturschock erlitten und uns dann ein wenig in die Stadt verliebten.

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  • Alex & Fabienne
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Etwa 1000m über dem Fluss, das Boot sieht winzig aus, hat aber Platz für etwa 25-30 Personen

Palenque

Nach einer nicht ganz so langen Busfahrt erreichten wir das verregnete Palenque von Villahermosa aus. Zum Glück war unser Hostel nur einen kurzen Fussmarsch von der Bushaltestelle entfernt. Auch wenn wir ausser im Bus sitzen den ganzen Tag noch nicht viel gemacht hatten, waren wir erschöpft. Um nach den vielen teuren Busfahren etwas Geld zu sparen, kauften wir einige Zutaten und kochten unser Abendessen selber. Das Hostel hat zwar einen Pool, aber wirkliche Gemeinschaftsräume fehlen irgendwie und die Gäste scheinen nicht so auf soziale Kontakte aus zu sein.

Ruinen von Palenque mit Guide Nacho

Dafür ist die Lage umso besser und wir mussten am nächsten Tag nur kurz laufen, um zu einem Café und damit Frühstück zu gelangen. Danach suchten wir das Colectivo zu den Ruinen. Wir entschieden uns, ein einziges Mal einen Guide zu engagieren und bezahlten Nacho ein halbes Vermögen dafür. Nacho wuchs in der Nähe von Palenque im Einklang mit der Lebensweise der Maya in einfachen Verhältnissen auf. Er erzählte uns, dass er als junger Mann keine Wertschätzung dafür hatte und von seinen Eltern in die USA „für ein besseres Leben“ geschickt wurde. Erst mit der Zeit realisierte er, dass dieses Leben in Einklang mit der Natur viel besser zu ihm passte. Wir bekamen einen Crashkurs über die Landwirtschaft nach Maya-Art, die sich nach dem Mond richtete. Nacho erklärte uns auch viel über die Gesellschaft der Maya zur Blütezeit von Palenque: Wie die Gebäude ausgerichtet sind, um zur Wintersonnenwende das Sonnenlicht durch ein Tempelfenster auf den nächsten König scheinen zu lassen oder dass beim Ballspiel die Sieger geopfert wurden anstatt die Verlierer (die Bewohner von Palenque waren Bauern, Krieger brauchte die Gesellschaft nicht).

Einige gut sichtbare Ruinen
Einige gut sichtbare Ruinen

Nacho zeichnet gekonnt auf den Boden, um uns das System der Mayas zu erklären
Nacho zeichnet gekonnt auf den Boden, um uns das System der Mayas zu erklären

Die archäologische Zone umfasst 1780 Hektare mit über 1000 Gebäuden, davon sind die meisten im Dschungel verborgen und nicht erforscht. Unser kundiger Führer leitete uns auch an Würgefeigen und Kakaobäumen vorbei durch den dichten Wald. Wir sahen viele Schmetterlinge, lernten neue Früchte kennen, hörten Brüllaffen ihr Revier markieren und probierten sogar Termiten (schmecken frisch, harzig und nussig). Wir konnten unseren inneren Tarzan ausleben und an einer Liane schwingen und wateten durch das kühle Wasser eines Aquadukts der Maya.

Die Würgefeige hat den Baum fest umschlungen!
Die Würgefeige hat den Baum fest umschlungen!
Kleiner aber kühler Fluss der sich durch den Dschungel windet
Kleiner aber kühler Fluss der sich durch den Dschungel windet

Auch wenn diese Führung unser Tagesbudget explodieren liess, hat sich diese Ausgabe gelohnt. Wir lernten so viel über die Lebensweise der Maya (auch, dass sie heute zum Teil noch ähnlich leben) und erlebten den Regenwald hautnah. Das ist ein Erlebnis, das wir auf eigene Faust nicht hinbekommen hätten. Zum Abschied gab es noch einen Tipp für ein Restaurant, das traditionelle Maya-Gerichte zubereitet (die völlig ohne Fleisch auskommen!).

Unseren letzten Tag in Palenque verbrachten wir ganz gemütlich und somit günstig im Hostel. Klar gäbe es noch die Wasserfälle in der Nähe, wie Agua Azul oder Misol Ha, aber da es davor Tagelang regnete, war das Wasser entsprechend eine braune Brühe. Wir recherchierten stattdessen für unseren nächsten Halt in San Cristobal, schrieben Berichte, telefonierten mit der Schweiz und schauten etwas fern. Am Abend probierten wir natürlich noch das Maya-Restaurant aus: Es war wie erwartet köstlich!

San Cristobal de la Casas

Beginn der Fussgängerzone mit vollem Rucksack
Beginn der Fussgängerzone mit vollem Rucksack

Anreise via Ocosingo auf der berüchtigten 199

In Palenque nehmen wir ein Colectivo nach Ocosingo. Die Strasse ist sehr kurvig, voller Schlaglöcher und ständig sind sehr steile Verkehrsschwellen im Weg. Das führte bei Fabienne zu Reiseübelkeit. Zum Glück war der zweite Teil ab Ocosingo ruhiger und ihr Magen erholte sich. Nach etwa 6h im Kleinbus kamen wir heil in San Cristobal an. Diese Strecke ist bekannt für Strassenblockaden durch die Zapatistas (TAZ). Wir hatten aber Glück und konnten ohne Unterbrechungen durchfahren. Wir hatten tags zuvor mithilfe unseres Guides gefragt, wie die aktuelle Situation ist, um zu entscheiden ob wir den direkten oder längeren Weg nehmen sollen. Ein einziges Mal wurden wir von einer Polizeikontrolle angehalten und mussten unseren Pass zeigen.

In San Cristobal de las Casas, wie die Stadt eigentlich heisst, wurden wir von der kühlen Luft überrascht. Eigentlich nicht verwunderlich, dass es auf 2200 m.ü.M. einiges kälter ist. Nach 1.5 Monaten, in denen wir hauptsächlich geschwitzt haben, war das eine willkommene Abwechslung.

Auf dem 20-minütigen Fussmarsch zu unserem Hostel stärkten wir uns mit einem Becher Esquite. Das sind gekochte Maiskörner, die mit Mayonnaise, Salsa, Chili, Limettensaft und Käse gewürzt und mit einem Löffel gegessen werden. Unser Hostel war in der Nähe einer der beiden Fussgängerzonen und sehr gemütlich. Nach dem Auspacken und Duschen packten wir uns warm ein und suchten ein Restaurant. Leider waren unseren ersten beiden Favoriten nicht geöffnet, weshalb wir mangels Durchhaltewillen in einem mässigen italienischen Ristorante landeten.

Hostelleben und Stadterkundung

Am nächsten Tag freuten wir uns über das Frühstück, das in der Übernachtung einbegriffen ist. Zwei Mexikanerinnen standen in der Küche und brieten Eier auf Bestellung, dazu gab es frisches (und gutes!!) Brot, Cornflakes und geschnittene Früchte wie Ananas, Bananen, Papaya oder Melone.

Im Hof konnten wir uns beim Tortilla-Herstellen versuchen. Die Kugeln Maisteig werden zwischen zwei runden Plastikfolien gelegt und mit einer Holzpresse flachgedrückt. Dann legt man sie auf eine Tonplatte, die über einem kleinen Holzherd liegt. Gar nicht so einfach, dass der Teig auch wirklich rund gebacken wird und nicht zusammenklebt!

Danach suchten wir nach Sprach- und Surfschulen in Puerto Escondido, unserem übernächsten Stop, und machten eine Anfrage. Am Nachmittag nahmen wir an der Free Walking Tour durch das historische Zentrum teil. Unser Guide, Luisa, plapperte wie ein Papagei und zeigte uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Da es bereits eindunkelte, konnten wir verschiedene Wandmalereien von lokalen Künstler:innen leider nicht mehr ganz so gut erkennen.

Cañon de Sumidero

Ein Highlight folgte am zweiten Tag: Wir machten einen Ausflug zum Cañon de Sumidero. Wir wurden von einem Minibus abgeholt und fuhren zuerst nach Tuxtla, der Hauptstadt des Bundesstaats Chiapas, in dem sich Palenque und San Cristobal befinden. Dort raste der Fahrer wie wahnsinnig den Berg hoch, um uns zu zwei Aussichtspunkten zu bringen. Der Blick über den teilweise 1000m tiefen Canyon, durch den ein Fluss fliesst, ist atemberaubend!

Einmal die Aussicht von oben
Einmal die Aussicht von oben

Und noch eindrücklicher von unten
Und noch eindrücklicher von unten

Danach machten wir eine Bootsfahrt über eben diesen Fluss und erlebten die Höhe der Felsen so auf eine ganz andere Art. In den Bäumen am Fuss der Klippen sahen wir Klammeraffen und auf den Felsen sonnten sich immer wieder Krokodile. Natürlich sahen wir auch viele verschiedene Vögel. Nach etwa 2 Stunden hatten wir unser Ziel, Chiapa de Corzo, erreicht. Dort tranken wir mit zwei Israelinnen eine Michelada, eine Spezialität aus der Region. Das ist eine Art Bloody Mary, aber mit Bier anstatt Wodka. Diese seltsame Mischung sieht aus wie ein dunkler Eistee und bei jedem Schluck überlegt man sich, ob das Getränk nun schmeckt oder nicht.

Der Wasserfall wird meist weg gewindet, trotzdem bilden sich die Kalkablaguerungen und sieht somit aus wie ein Tannenbaum
Der Wasserfall wird meist weg gewindet, trotzdem bilden sich die Kalkablaguerungen und sieht somit aus wie ein Tannenbaum

Hier geht es 1000m die Wand hoch!
Hier geht es 1000m die Wand hoch!

Ein grösseres Exemplar am sünnele
Ein grösseres Exemplar am sünnele

Fein wars irgendwie nicht so richtig
Fein wars irgendwie nicht so richtig

Nach der Rückkehr konnten wir uns mit vorbestellten Tamales im Hostel stärken. Vielleicht erinnert ihr euch an die Bananenblätterpäckchen, die wir schon in Tulum probiert haben? Auch hier in Chiapas schmecken sie köstlich!

Chamula - Katholische Kirche im Maya Ritualen Mix

Für den nächsten Tag hatten wir uns mit Chloé und Arno verabredet. Das belgische Pärchen haben wir in San Ignacio kennengelernt. Die beiden sind nach einem Abstecher nach Yucatán im gleichen Rhythmus wie wir und immer etwa zur gleichen Zeit in der gleichen Stadt. Mit ihnen fuhren wir mit einem Colectivo nach Chamula. Dieses kleine Bergdorf ist fast nur durch Indigene bewohnt. Bereits Sascha hatte uns auf Caye Caulker von der Kirche dort erzählt.

Die Kirche San Juan Bautista
Die Kirche San Juan Bautista

Nun konnten wir sie endlich selber sehen. Von Aussen sieht sie aus, wie eine „normale“ katholische Kirche. Man muss aber etwas Eintritt zahlen und wer beim Fotografieren erwischt wird, zahlte eine happige Busse oder landet sogar im Gefängnis! Doch wieso dieses Theater? Die Spanier schickten schon im 16. Jahrhundert Priester nach Mexiko, um den Katholizismus zu verbreiten. Dieser mischte sich im Laufe der Zeit mit den Ritualen der indigenen Maya der Region und entwickelte so einen sehr spannenden Mix. Auf dem Boden der Kirche, die ganz ohne Bänke auskommt, liegen Piniennadeln. Deren Duft mischt sich mit Weihrauch und betört einen beim Betreten der Kirche. Tausende Kerzen stehen auf Tischen entlang der Wände oder werden von den Einheimischen mit Wachs direkt auf den Boden geklebt. Tücher hängen wie ein Baldachin von der Decke und Portraits von verschiedenen Heiligen hängen an den Wänden. Alles ist mit bunten Blumen geschmückt und es herrscht ein reges Kommen und Gehen. Die Kirche kommt ohne Prediger aus und die Gläubigen, oft in schwarze zottelige Schafswollröcke oder -hemden gekleidet, führen ihre Beichte oder Rituale selbständig aus. Dazu bringen sie oft lebende Hühner und Colaflaschen und dünne Kerzen mit. Das Huhn wird nach den Gebeten geopfert und soll den Körper von aussen reinigen. Für die innere Reinigung wird das allgegenwärtige Coca Cola verwendet. Wir bezahlten einen Einheimischen für eine kurze Einführung, verstanden aber nicht viel, auch wenn er langsames und deutliches Spanisch sprach.

Dieser Besuch hinterliess uns mit gemischten Gefühlen: Einerseits ist es sehr spannend, diesen Fusionsglauben live zu sehen, andererseits fühlten wir uns wie Eindringlinge, welche die Betenden wie im Zoo begafften.

Wir statteten dem lokalen Friedhof eine Besuch ab. Auch hier sahen wir wieder Piniennadeln, die auf den Gräbern verstreut wurden. Der Tag der Toten naht mit grossen Schritten und wir sahen eine Familie, die musizierte und um ein Grab herum verteilt etwas ass. Überall waren die orangen Studentenblumen, die Cempasúchil, zu sehen, die am 1. November den Toten den Weg zu ihren Familien zeigen sollen.

Auch in Chamula war der Markt gross, hier ein kleiner Teil auf der Hauptstrasse der Stadt
Auch in Chamula war der Markt gross, hier ein kleiner Teil auf der Hauptstrasse der Stadt

Heise Schokolade und Kinoabend über die Zapatistas

Zurück in der Stadt schlenderten wir durch die bunten Strässchen und machten einen Halt, um eine heisse Schokolade zu trinken. Diese wird hier im Gegensatz zur Schweiz nicht aus einem fertigen Pulver angerührt, sondern immer frisch zubereitet. Oft wird sie ungesüsst serviert und man spürt noch Stückchen der gemahlenen Kakaobohnen.

Wir machten einen Treffpunkt zum Abendessen ab und ruhten uns etwas im Hostel aus. Nach dem Essen gingen wir in ein kleines Kino. Der Film ZAPATISTAS zeigte die Entstehung dieser Bürgerrechtsbewegung, die sich in Chiapas, dem ärmsten Bundesstaats Mexikos, Mitte der 90er Jahre gebildet hatte. Ziel der Bewegung war es, auf die ungerechte und menschenunwürdige Behandlung der indigenen Stämme und Bauern durch die Regierung aufmerksam zu machen. Der Film ist leider schon ziemlich alt, weshalb wir kein Update erhielten, wie es 2024 um die Zapatistas steht. Um die doch etwas trübe Stimmung nach der Vorführung zu heben, tranken wir noch ein paar Bier in der Bar nebenan, bevor wir uns von Chloé und Arno verabschiedeten und versprachen, in Oaxaca wieder etwas zu unternehmen.

Märkte so verwinkelt bis man darin verloren geht

Viele keine und grössere gehäkelte Figuren
Viele keine und grössere gehäkelte Figuren

Da wir für die Reise nach Oaxaca schon vor Wochen einen Nachtbus gebucht hatten, konnten wir nach dem Checkout noch weiter Zeit in dieser tollen Stadt verbringen. Fabienne hatte es besonders der Handwerker-Markt angetan. Dort werden wunderschön bestickte Kleidung, Schmuck aus Bernstein, handgewobene Taschen, Lederwaren und Deko-Elemente verkauft. Dank des sehr beschränkten Platzes im Rucksack kaufte sie dann aber nichts.

Nebst Handwerks Produkte gabs auch jede Menge Esswaren und Zutaten dazu
Nebst Handwerks Produkte gabs auch jede Menge Esswaren und Zutaten dazu

Wir recherchierten im Hostel noch weiter für Puerto Escondido und füllten einen Spanisch-Einstufungstest aus. Mittlerweile war die Sonne verschwunden und es war empfindlich kühl geworden. So packten wir noch einige warme Kleidungsstücke für die Busfahrt aus. Wir assen in einem Wok-Restaurant unsere letzte Mahlzeit in SanCris.

Noch am ersten Tag hatten wir ein kleines Lokal entdeckt, das sagenhaft gute Desserts serviert. Also gönnten wir uns noch einen Cheesecake, bevor wir den Bus nach Oaxaca bestiegen. 12 Stunden später sollten wir in Oaxaca ankommen. Was wir dort rund um den Dia de los Muertos erleben, lest ihr in folgendem Beitrag: Oaxaca: Diá de Muertos.

Nutella Cheesecake mit einer heissen Schoggi
Nutella Cheesecake mit einer heissen Schoggi

Alex & Fabienne

Von Alex & Fabienne

Seit September 2024 sind wir auf Reisen. Gestartet in Mexiko zielen wir in Richtung Patagonien und kommen unserem Ziel Land um Land näher. Mit diesem Blog halten wir unsere Freunde und Familie zu Hause auf dem Laufenden.

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