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Mit dem Rucksack auf Reise um die Welt

Panama City: Big City Life

In der Hauptstadt Panamas verbringen wir einige Tage. Wir staunen über die riesigen Schiffe im Panama-Kanal, schlendern zwischen Hochhäusern und Kolonialvillen hindurch, werden von Platzregen überrascht und geniessen die Annehmlichkeiten einer Grossstadt.

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  • Alex & Fabienne
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Baufällige Gebäude direkt neben schönen, alten Kolonialgebäuden ist in Casco Viejo normal.

Santo Tomás

Mit dem Direktbus fuhren wir von El Valle De Anton nach Panama City. Die Endstation, Albrook, ist ein Verkehrsknotenpunkt. Dort liegt der Busbahnhof und beginnt die erste Metro-Linie, alles direkt neben der gigantischen Albrook Mall, die übrigens das zweitgrösste Einkaufszentrum der beiden Amerikas ist. Wir freuten uns, als wir merkten, dass unser Hostel nur wenige Minuten entfernt von einer Metro-Haltestelle lag. So fuhren wir die drei Stationen und checkten im Hostel ein. Wie das Viertel heisst, konnten wir leider nicht herausfinden. Das Santo Tomás Spital lag in unmittelbarer Nähe und die Metrostation heisst auch Santo Tomás, weshalb dieser Abschnitt auch so genannt wird.

Wir verbrachten viel Zeit am Laptop, um zu recherchieren, administrative Aufgaben zu erledigen und am Blog zu arbeiten. Wir rafften uns aber auch auf, um einige Ausflüge zu machen.

Die Wolkenkitzler von der Altstadt aus.
Die Wolkenkitzler von der Altstadt aus.

Panama-Kanal

Von der Bushaltestelle Albrook fuhren wir bis zum Besucherzentrum Miraflores. Dort befinden sich die Schleusen der Pazifikseite des 1914 eröffneten Panama-Kanals. Im hauseigenen IMAX-Kino sahen wir uns einen 40-minütigen Film an, der die Geschichte des Kanals knapp, aber mit eindrücklichen Bildern, zusammenfasst.

Frankreich versuchte bereits 1881-1889 nach dem Beispiel des Suezkanals einen Kanal durch Panama zu graben. Wegen Planungsmängeln, falscher geologischer Untersuchungen, schlechter Organisation, Bestechung, unzähliger technischer Schwierigkeiten und Pannen scheiterten die Franzosen aber. Die USA machten sich dann ab 1894 erneut an die Arbeit, verbesserten die Arbeitsbedingungen der Arbeiter und stauten den Rio Gatún mit einem Damm zu einem See auf, damit kein Kanal bis unter den Meeresspiegel durch die Berge gegraben werden musste.

Einfahrt des ersten Schiffs am Nachmittag.
Einfahrt des ersten Schiffs am Nachmittag.

Anschliessend warteten wir auf der Aussichtsplattform auf das erste Schiff. Wir konnten beobachten, wie es in die erste Kammer fuhr, das Wasser abfloss und das Schiff so um die 8m tiefer sank. Die Tore zur nächsten Kammer öffneten sich und das Schiff fuhr weiter. Kleine “Lokomotiven”, auch Esel genannt, links und rechts des Kanals lenken das Schiff mit Stahlseilen. Den Antrieb übernimmt das Schiff aber selbst. Noch während das Schiff in den Schleusen war, wurde wieder Wasser in die erste Kammer gelassen, um den Wasserspiegel für das nächste Schiff anzuheben. Es war sehr spannend aber gleichzeitig auch etwas langweilig, da alles sehr langsam passiert. Ein Schiff braucht etwa 8-10 Stunden, um den Kanal einmal komplett Ozean zu Ozean zu durchqueren.

Die Schleuse von der Einfahrt des Sees in Richtung Pazifik.
Die Schleuse von der Einfahrt des Sees in Richtung Pazifik.

Da die Containerschiffe immer grösser werden, wurde der Kanal 2007-2016 erweitert. Dazu baute man neben den alten Schleusen neue Schleusenanlagen, welche genügend Platz für Schiffe der Neopanamax-Klasse bieten. Leider konnte man die “neuen” und grösseren Agua-Clara-Schleusen nicht sehen, wir erkannten knapp in der Ferne, dass sich ein Schiff in der Passage befand.

Mittlerweile durchqueren täglich ca. 30-40 Schiffe den Kanal, womit ein jährlicher Umsatz von rund 2.5 Milliarden Dollar erwirtschaftet wird. Der Panamakanal ist somit die wichtigste Einnahmequelle des Landes.

Auf dem Rückweg machten wir noch einen Halt in der Albrook Mall. Wir sahen nur einen Bruchteil der Läden, kamen an Kinos und Bowlingbahnen vorbei und assen ein leckeres Abendessen in einem der vielen Restaurants.

Zeitraffer Video eines Autofrachters durch die Schleuse.

Zwischen den Wolkenkratzern

Wir suchten uns ein Café, um zu frühstücken und in einer anderen Umgebung zu arbeiten. Danach spazierten wir noch durch Obarrio in Richtung San Francisco und brachen uns fast das Genick beim Hochschauen an den Wolkenkratzern. Kurz vor einem heftigen Regenguss setzten wir uns in ein koreanisches Dessertrestaurant. Alex bestellte einen Kuchen aus zwei Bisquits, gefüllt mit Früchten (ganze Früchte! er fand eine ganze eher unreife Kiwi in der Rahmschicht!). Fabienne ass ein Mango Bingsu, eine Art Glacé aus gefrorener Milch/Rahm, die gehobelt und mit Sauce übergossen wird. Das Restaurant war sehr stark klimatisiert und gegen Ende waren wir von innen und aussen durchgefroren!

Hochhäuser und alte Kolonialgebäude können auch nebeneinader existieren.
Hochhäuser und alte Kolonialgebäude können auch nebeneinader existieren.

Casco Viejo

Ein Uber brachte uns ins Viertel Casco Viejo, das auf einer Halbinsel liegt. Es ist voll mit Kirchen und historischen Gebäuden aus der Kolonialzeit. Die Kopfsteinpflasterstrassen sind schmal und während des Tages meist mit Autos verstopft. Es gibt viele teure Hotels, edle Restaurants und Boutiquen hier und man kann sich in den hübschen Gässchen verlieren. Das Ganze hat natürlich seine Schattenseiten. Gentrifizierung par excellence. Die Einheimischen können es sich nämlich nicht mehr leisten, hier zu leben.

Viele hübsche Gebäude gab es anzusehen.
Viele hübsche Gebäude gab es anzusehen.

Wir genossen unsere Zeit hier aber sehr, denn wir hatten ein kleines Apartment gemietet, was eine willkommene Abwechslung zu den Hostelzimmern war.

Wir besuchten das Mola Museum, wo farbenfrohe Stickereien der indigenen Guna ausgestellt sind. Die Genauigkeit der Stiche und die Vielfalt der Designs beeindruckte uns. Die Muster symbolisieren verschiedene Aspekte ihres Glaubens oder zeigen Alltagsmotive.

Eines der vielen Mola Muster auf einem Oberteil.
Eines der vielen Mola Muster auf einem Oberteil.

Nachdem uns der Panama-Kanal neugierig gemacht hatte, liessen wir uns das Panama-Kanal-Museum nicht entgehen. Ausstellungstücke aus der Zeit des Baus, Visualisierungen der Häuser der Arbeiter und natürlich viel Hintergrundinformationen versetzten uns zurück in die Zeit, als Arbeiter aus 97 Ländern den Kanal bauten. Auch die negativen Seiten wurden hier erläutert, was beim Film in Miraflores kein Thema war. So zum Beispiel, die unterschiedlichen Unterkünfte, Löhne und Mahlzeiten innerhalb des Klassensystems. An der Spitze waren natürlich die weissen US Arbeiter und deren Familien. Am unteren Ende waren die schwarzen und indigenen Arbeiter. Bis zum Jahr 1979 war der Panama Kanal und die Landfläche 5 Meilen (8km) links und rechts des Kanals US Staatsgebiet mit eigenen Gesetzen und Polizeien. Ausgenommen davon war das Stadtgebiet von Panama City und Colón in der Karibik. Nach dem Beschluss des Torrijos-Carter Abkommens zwei Jahre davor, ging es weitere 20 Jahre, bis der Panama Kanal 1999 komplett in die Obhut von Panama gelangte.

Eine Karte des Kanals von 1907 mit der Kanal Zone und Höhenprofil.
Eine Karte des Kanals von 1907 mit der Kanal Zone und Höhenprofil.

Unser nächster Halt werden die San Blas Inseln sein. Dort wartet ein Schiff auf uns, um uns in 5 Tagen nach Cartagena, Kolumbien zu bringen.

Alex & Fabienne

Von Alex & Fabienne

Seit September 2024 sind wir auf Reisen. Gestartet in Mexiko zielen wir in Richtung Patagonien und kommen unserem Ziel Land um Land näher. Mit diesem Blog halten wir unsere Freunde und Familie zu Hause auf dem Laufenden.

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