Potosí: Besuch einer 500-jährige Silbermine und Sucre, die schöne Hauptstadt Boliviens
Wir fahren wieder etwas Richtung Norden, um uns in eine Silbermine zu begeben und reisen am gleichen Tag weiter nach Sucre. Hier essen wir wohl das beste Essen auf unserer ganzen Reise.

- Alex & Fabienne
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🥳🥳🥳 Heute auf den Tag genau sind wir ein Jahr unterwegs 🥳🥳🥳
Potosí
Nach einer knapp vierstündigen Busfahrt kamen wir in Potosí an. Der Taxifahrer, der meinte, unser Hotel zu kennen, war sehr alt. So alt, dass er fast keine Zähne mehr im Mund hatte und somit sehr undeutlich sprach. Nach einer Weile merkten wir, dass er keinen Plan hatte, wohin er musste. Also lotsten wir ihn zum Hotel, auch wenn wir seine Rückfragen nicht verstanden. Irgendwie schafften wir es trotzdem an unser Ziel.
Nach dem Auspacken trafen wir uns mit Camryn und Mike auf ein Frozen Yoghurt. Danach spazierten wir mit ihnen durch die Stadt, verirrten uns fast im überraschend grossen Markt und witzelten über die halbentblösste Freiheitsstatue im Plaza Principal. Auch ein gemeinsames Abendessen lag noch drin.
Silberminen
Gemeinsam mit den beiden Amerikanern und Amy, ebenfalls Amerikanerin, hatten wir eine Tour mit Ricci in die Silberminen gebucht. Ricci arbeitete ein Jahr lang in den Minen und sprach sehr gut Englisch. Wir kauften zuerst einige Geschenke für die Minenarbeiter. Diese “Überraschungstüten” enthielten einen Fruchtsaft, Zigaretten, Cocablätter und dazu Geschmackspasten. Danach erhielten wir Helm, Arbeitsbekleidung und Gummistiefel und wurden beim Eingang einer der vielen Minen abgeladen. Draussen zeigte uns Ricci die verschiedene Haufen mit Gestein und Mineralien, die sortiert wurden.
Danach ging es in Einerkolonne in den Schacht. Der Eingang des Tunnels ist mit eingetrocknetem Lamablut - ein Opfer an Pachamama - beschmiert. Wir liefen über die Gleise und entlang der Lüftungsrohre – übrigens die einzigen “Arbeitsmaterialien”, welche die Firmen für die Minenarbeiter bereitstellen. Wenn ein gefüllter Waggon entgegen kam, quetschten wir uns an die Wand, um Platz zu machen. Die Wagen haben bis zu zwei Tonnen Gestein geladen und können dank den Schienen gut rollen. Trotzdem ist es schwer, diese initial in Bewegung zu bringen. Uns schockierte, dass die Arbeiter das Dynamit, Presslufthammer und -bohrmaschinen, Schaufeln und Helme selbst kaufen und sogar für die Luft bezahlen müssen! Da der Lohn aber in der Region zu den besten gehört, arbeiten trotzdem um die 20'000 Menschen in den Schächten.
Wir folgten einigen Silberadern in Seitengänge und schauten, wie sie in senkrechte Tunnels verschwanden. In der Blütezeit der Minen waren solche Adern bis zu drei Meter breit, heutzutage nur noch wenige Zentimeter. Wie wir später in einem Museum in Sucre lernen würden, ist die Reinheit des Silbers eigentlich nicht mehr hoch genug, dass sich der Abbau lohnen würde.
Wir machten einen Halt bei einer der über tausend Teufelsstatuen. Diese Statuen werden als Altar genutzt, wo der Teufel mit Alkohol, Zigaretten und Cocablättern besänftigt werden soll. Bei der Ankunft der Spanier glaubten die Bewohner in der Region natürlich noch nicht an den christlichen Teufel, sondern an einen Herrscher der Unterwelt. Um sie zur Arbeit in den Minen zu zwingen drohten die Conquistadores, der Teufel würde sie fressen, wenn nicht genug Silber gefördert werde. Mittlerweile ist der Glaube der Quechua mit den christlichen Werten verschmolzen, die Opfergaben an den Berg und einen Herrscher unter der Erde sind geblieben.
Wir sahen leere Dynamitlager – laut Riccardo sei alles in einer Woche aufgebraucht worden – und verschenkten immer wieder Tüten an vorbeigehende Arbeiter. Nicht wirklich weit weg hörten wir das dumpfe Wummern von Explosionen. Während Fabienne eine Panikattacke wegen ihrer Klaustrophobie überstand, kletterte Alex über eine Leiter zu einem Schacht, wo eine riesige Winde installiert war. Hier geht es gute 300m runter, erzählte Ricci. Meistens werden die Winden von Frauen bedient. Die grossen Gummikübel werden mit gut 50kg Gestein gefüllt und dann hochgefahren. Hier leeren die Frauen, diese in ein Loch, welches direkt die Minenwagen füllen kann. Wie die Arbeiter in die tiefe gelangen, fragte Alex. Ricci lachte und meinte “Keine Ahnung, sie sind wie Spider-Man und plötzlich unten”. Oder über die Seilwinde, welche aber nicht immer das Gewicht der kleinen, aber kräftigen Männern aushält…
Nach knapp zwei Stunden unter tags sahen wir endlich Licht am Ende des Tunnels. Fabienne war noch selten so froh, blauen Himmel gesehen zu haben. Nach der Tour assen wir noch in der Gruppe zu Mittag, bevor wir uns auf den Weg zum Bus nach Sucre machten.
Sucre
Sucre ist die verfassungsmässige Hauptstadt Boliviens. Während La Paz die politische und administrative Hohheit geniesst, ist die wirtschaftlichste und meist-bevölkerte Stadt jedoch Santa Cruz de la Sierra. Sucre ist die historische Hauptstadt sowie beheimatet die Judikative des Landes. Wir hoffen, dieses Wissen hilft euch irgendwann mal in einem Quiz. Nach einer ca. 4h Busfahrt von Potosí mit einer schönen Landschaft, kommen wir ein wenig gerädert in Sucre an. Die Zeit in Uyuni und Potosí hat uns ein wenig mitgenommen. Der nächste Tag verbringen wir mehrheitlich im Zimmer, schlafen aus und shoppen online ein paar Dinge, die wir schon sehr bald benötigen werden.
Cal Orck’o
Beim Hauptplatz wartete ein kitschiger Doppeldecker, Touristen zum Parque Cretacico zu bringen. Wir genossen im zweiten Stock die Aussicht über Sucre während der Fahrt. Angekommen wurden wir in eine riesige Gruppe eingeteilt und erhielten eine kurze Führung über das Areal des Parks mit Museum. Die lebensgrossen Statuen der Dinos waren ziemlich beeindruckend, aber dafür waren wir nicht hier. In einem Steinbruch wurden Fussabdrücke von etwa 15 Dinosaurierarten gefunden. Nach einigen Treppen erreichten wir die Kalkwand und konnten über 5000 Abdrücke von T-Rex und Co. bestaunen. Die versteinerten Spuren wurden bei der Entstehung der Anden von tektonischen kräften aufgeworfen und bilden jetzt eine 1.5 km lange Wand. Während die Spuren sehr beeindruckend waren, enttäuschte uns das Museum etwas. Es war in die Jahre gekommen, klein und mit billig gemachten Modellen. Aber zurzeit wird nahe der Spuren ein komplett neuer Park gebaut, in ein paar Jahren wird sich der Besuch hoffentlich mehr lohnen.
Shopping und Fine Dining
Wir spazierten auch viel durch die Stadt, auf der Suche nach letzten Souvenirs. Leider war die Qualität oder schon das Auffinden von solchen Läden schwierig. Wir kauften uns dann doch “echte” Alpaka-Pullis (vermutlich eher aus Acryl, dafür mit hübschen Mustern).
Unser Highlight in Sucre waren aber auf jeden Fall die Restaurants! Vorallem das Nativa (Auf Google Maps ansehen) wird uns noch lange von seinem 11 Gang Tasting-Menü träumen lassen. Inklusive Getränkebegleitung zahlten wir für beide nur etwa 35 Franken - was für ein Schnäppchen. Auch im Tierra (Auf Google Maps ansehen) assen wir hervorragend und staunten, dass wir beide Male die einzigen Gäste waren.
Im Museo Tesoro (Schatzmuseum) erhielten wir auf einer Führung einen Überblick über die Silber- und Edelsteingewinnung in Bolivien. Ein wirklich spannendes Museum mit eindrucksvollen Ausstellungsstücken. Im Museumsshop hätten wir uns fast zum Kauf von Schmuck mit dem Stein Bolivianita oder Ametrin hinreissen lassen, einer nur an einer einzigen Stelle im Amazonas vorkommenden Mischung aus Amethyst und Citrin.
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