Cuyabeno-Wildtierreservat: Regenzeit im ecuadorianschen Amazonas
Gefühlt am Ende der Welt verbringen wir fünf Tage im Amazonas, wo wir viele verschiedene Tiere sehen, stundenlang im Kanu sitzen und von den Mücken verschont bleiben

- Alex & Fabienne
- 4 min read

Anreise
Wir erfuhren erst in Quito, dass wegen eines Erdrutsches die direkte Strasse nach Lago Agrio gesperrt ist. Unser Bus brauchte deswegen gute 14 Stunden und nahm den Umweg via Baños. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir unsere Reise umstellen und uns einige Stunden Fahrt sparen können…
Dank Podcasts und unseren inzwischen Pawlow-isch antrainierten Fähigkeiten, in Bussen zu schlafen, überstanden wir die Fahrt dann doch ziemlich gut. In Lago Agrio kamen wir erst spät an, aber wir konnten uns noch einen Burger und Pommes zum mitnehmen ergattern, den wir im Hotelzimmer assen.
Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Taxi zum Treffpunkt der Waita Lodge. Dort wurden wir in einen Bus verfrachtet, der uns in zwei Stunden durch Monokultur-Ölpalmplantagen zum Flussufer brachte. Eingekleidet in Ponchos setzten wir uns in das motorisierte Kanu. Kaum losgefahren, begann es ziemlich stark zu regnen. Zum Glück war unser Gepäck gleich gut wie wir eingepackt und ausser unseren Gesichtern wurde nichts nass. Nach dreieinhalb Stunden auf dem Fluss kamen wir bei der Lodge an.

Reservat und Lodge
Die Waita Lodge ist eine von zwei Lodges, die der Gemeinschaft im Reservat direkt gehört. Es gibt total 17 Lodges, die 15 anderen sind im privaten Besitz. Die Waita Lodge ist auf 44 Besitzer aufgeteilt. Ihr Ziel ist es, durch sanften Tourismus, das Gebiet und die Tiere darin zu schützen und sich so zu finanzieren. Ebenfalls wollen sie dem Staat so zeigen, dass hier keine Ausbeutung von Resourcen erwünscht ist. So hat die Natur in Ecuador ein Recht im Sinne einer juristischen Person. Dabei müssen für grosse Veränderungen, die lokale Bevölkerung gefragt werden, welche so ein Vetorecht besitzt. Wenn z.B. Neue Ölförderzonen oder eine neue Goldmine entstehen soll, kann dies die Bevölkerung blockieren, was nun auch vermehrt passiert.
Exkursionen
Grundsätzlich verlief jeder Tag gleich:
6:00 Uhr - Bootsfahrt auf dem Guyabeno Fluss 8:00 Uhr - Frühstück 10:00 Uhr - zweite Aktivität 13:30 Uhr - Mittagessen 16:00 Uhr - dritte Aktivität bis kurz vor Abendessen 20:00 Uhr - AbendessenDie Aktivitäten waren immer ähnlich: Spaziergang durch den matschigen Dschungel (bei Tag mit Fokus auf Heilpflanzen, im Dunkeln mit Taschenlampen auf der Suche nach nachtaktiven Tieren) oder eine Kanufahrt mit Paddel oder Motor. Unser Guide, Jefferson, war super. Seine Spottingfähigkeiten waren sehr beeindruckend. In der Dämmerung sah er weit weg fast zu oberst auf einem Baum ein Faultier oder die kleine Baby Tree Boa, welche sich nur durch zwei kleine reflektierende Augen ihren Platz verriet. Dabei sahen wir sehr viele verschiedene Tiere, hier eine nicht abschliessende und nicht-chronologische Aufzählung:
🐜 Insekten
- 24-Stunden-Ameise (alias Bullet Ant mit dem schmerzhaftesten Stich der Welt)
- Papierwespennest
- Termiten
🕷️ Spinnentiere (Arachniden)
- Goldene Seidenspinne
- Ogerspinne
- Wolfsspinne
- Uferjäger
- Riesenfischerspinnen
- und ein paar mehr die wir vergessen haben
🐸 Amphibien
- Laubfrosch
- Makifrosch
- Südamerikanischer Ochsenfrosch
- Fisching Spinnen
- Und paar kleine Kröten
🐍🦎 Reptilien
- Goldteju (Eidechse)
- Hundskopfboa (Amazon Tree Boa)
- Kaimane (nur die reflektierenden Augen bei Nacht)
- Katzenaugenschlange
- Regenbogenboa (Schlange)
- Riesenflussschildkröte
- Terekay-Schienenschildkröte
🐟 Fische
- Piranhas (an der Angel)
- Stachelrochen
🐵 Säugetiere
- Capybaras
- Dreifingerfaultier
- Grosses Hasenmaul (Fledermaus)
- Riesenotter
- Rosa Flussdelfin
- Grauer Flussdelfin
- Rotkronen-Springaffe
- Rote Brüllaffen
- Sakis (Schweifaffen)
- Schwarzrückentamarin (Affe)
- Tapir (leider nur Spuren)
- Totenkopfäffchen (Herr Nilson)
🐦 Vögel
- Amazonasfischer (Eisvogel)
- Aras (gelb-blau und blau-rot)
- Arassari (Tukan)
- Blaukehlguan (Vogel)
- Dottertukan
- Gelbbürzelkassike (Vogel)
- Grünmanteltrogon (Vogel)
- Hoatzin (Stinkvogel)
- Kobaltflügelsittich
- Oropendolas (Sperlingsvögel)
- Rotkehlkarakara (Vogel)
- Schwarzbussard
- Schwarzkehlspecht
- Schwarzohrpapagei
- Weissbrusttukan
🍄 Pilze
- Cordiceps (Pilz der Tiere infiziert und dann fernsteuert)
- Judasohr (eine Südamerikanische Variante davon)
- und noch paar weitere
Wir haben also sehr viel Fauna und viel Flora gesehen und teils auch probiert. Die Tage waren immer lang und das Angestrengt-In-Die-Bäume-Starren macht müde. Das Essen war immer sehr gut und zum Frühstück gab es sogar selbst gemachte Brötchen. Auch wenn wir unsere seit September im Rucksack liegende Malaria-Prophylaxe endlich einnahmen, gab es nur ganz wenige Mücken und wir wurden exakt dreimal zwischen uns beiden gestochen. Nun sind unsere Sachen feucht, der Handyspeicher voll und wir reisen mit vielen Erinnerungen wieder zurück nach Quito. Spoiler: Nach 20,5 Stunden Fahrt mit Boot und Bussen konnten wir um 04:30 Uhr früh einchecken und doch noch ein paar Stunden schlafen.
Ecuador, das anfangs gar nicht auf unserem Plan war, hat uns von A bis Z überrascht und aus den Socken gehauen. So viele Highlights liegen nahe beieinander und wir haben uns immer zu 100% sicher gefühlt (ausser Fabienne, als sie vom Geschrei auf eine Schlange aufmerksam gemacht wurde). Nun geht es weiter nach Peru - wir freuen uns!
Eindrücke aus 5 Tagen Amazonas
Da sich die Eindrücke nur ansatzweise beschreiben lassen, lassen wir hier einfach ein paar Bilder für sich sprechen.
Phobiewarnung: Nach dem “Single Ladies Tree” und dem Delfin Gif, kommen noch Spinnen- und Schlangenbilder vor!
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